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veröffentlicht am 17. April 2016
GEDENKEN & ERINNERN IM HERZEN LÖBTAUS
Gräber erzählen
Der Neue Annenfriedhof in Dresden-Löbtau wird seit 1875 als Begräbnisstätte genutzt. Der Verein Denk Mal Fort! e.V. lädt am Sonntag, dem 24. April 2016 von 15:00 bis 16:30 Uhr zur Führung „Unbekannte Erinnerungsorte im Herzen Löbtaus" ein. Treffpunkt ist der Haupteingang des Neuen Annenfriedhofs auf der Kesselsdorfer Straße 29. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Manch alte Löbtauer Familie hat hier seit Generationen ihre Ruhestätte. Die Inschriften auf den Steinen machen Lust auf die Geschichten dahinter. Christian Mögel hat viele davon erforscht und erzählt sie auf unterhaltsame Weise – lassen Sie sich in längst vergangene Zeiten entführen! Zudem wird über Gräber berichtet, deren Inschriften von Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft erzählen.
Gräber erinnern
Die Kriegsgräberanlage am Rande des Neuen Annenfriedhofes entstand nach dem letzten großen Luftangriff auf Dresden am 17. April 1945. Hier ruhen 600 Tote in Frieden: Neben Einheimischen auch Zwangsarbeiter anderer Nationen, Kriegsgefangene, Geflüchtete. Im Schatten des 13. Februar zunehmend und zu Unrecht in Vergessenheit geraten, war es doch einer der verheerendsten Angriffe auf Dresden und für das Stadtviertel von enormer Bedeutung. Dennoch: Klein aber fein ist die Gemeinschaft, die sich hier versammelt hat. Die wenigsten Menschen sehnen sich wohl am Sonntag nachmittag nach dem Besuch einer Kriegsgedenkveranstaltung.
Eingeleitet durch den Posaunenchor der ev.-luth. Kirchgemeinde Frieden & Hoffnung, eröffnet Friedhofsverwalterin Lara Schink am vergangenen Sonntag das Gedenken dieses Angriffs und betont die Relevanz des diesjährigen thematischen Schwerpunktes: Flucht. Holger Hase, Vorsitzender des Vereins Denk Mal Fort e.V., erzählt von den Flüchtlingen des zweiten Weltkriegs, die überwiegend aus dem Osten des Deutschen Reichs vor der Roten Armee gen Westen flohen. Alexander Bigga kommt als Sprecher des Netzwerks „Willkommen in Löbtau“ zu Wort, das sich seit 2014 gezielt für die Integration von Geflüchteten im Stadtviertel heute einsetzt. Zwischen den Wortbeiträgen liest Lara Schink aus einem Zeitzeugenbericht Helga Siewerts (herausgegeben von Matthias Neutzner 1995 im Buch „Martha Heinrich Acht: Dresden 1944/1945“), der die Ankunft der Flüchtlinge in Dresden damals beschreibt, sowie die Versuche der Autorin, diese während der Bombenangriffe an einen sicheren Ort zu bringen.
Gräber bewahren
71 weiße Rosen legen die Gäste an der Kriegsgrabstätte nieder: Ein Zeichen des Gedenkens an die unschuldigen Opfer der Angriffe, an die Helfer in der damaligen Zeit, aber auch ein Symbol der Wertschätzung für 71 Jahre Frieden in Deutschland und Menschen, die auch in Löbtau dafür eintreten.
(redigiert von Felix Liebig aus Textteilen des Denk Mal Fort! e.V. und von Lara Schink)
(Fotos: Felix Liebig, Löbtauer Runde)